Bezüglich der Gründung einer Musikschule erteilt der Bürgermeister dem Gfd. GR. Ing. Machalek das Wort, welcher betont, dass die Vorarbeiten für diese Schule bereits in Angriff genommen wurden und anzunehmen
sei, dass bereits im laufenden Monat mit dem Unterricht
begonnen werden könne. Es wurde einvernehmlich festgestellt, dass ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss gefasst werden möge, um
die Gründung dieser Musikschule, zu deren Besuch sich schon 120 Kinder gemeldet hätten, zu ermöglichen.
Auch werde an die Anstellung von Lehrkräften gedacht werden müssen, ebenso wie an die Anschaffung der notwendigen Musikinstrumente und Lehrmittel. Die Kosten werden durch Subventionen des Landes, Beiträge
der Gemeinde und monatliche Zahlungen der Elternschaft der Musikschule, welche sich in einem erträglichen Rahmen bewegen werden, hereingebracht. Er stellte in diesem Zusammenhang daher folgenden Antrag:
„Der Gemeinderat wolle beschliessen,
zum Zwecke der Gründung einer
Musikschule vor allem einen Betrag
von S 10.000,– aus den ordentlichen
Budgetmitteln zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig verpflichtet sich die Gemeinde, die nötigen Räumlichkeiten für den Musikunterricht zur Verfügung zu stellen, und für Beleuchtung,
Beheizung sowie Reinigung dieser Räume Sorge zu tragen.“
Vor Eingang in die weitere Tagesordnung ersucht der Bürgermeister Herrn Direktor Wally um einen zusammenfassenden Bericht über den Stand und den ganzen bisherigen Aufbau unserer neugegründeten
Musikschule, insbesondere über die Entwicklung der finanziellen Angelegenheiten. Herr Dir. Wally kommt diesem Ersuchen in äußerst prägnanter Art und Weise nach, und seinem Bericht ist zu entnehmen, dass derzeit 98 Kinder ständigen Musikunterricht von momentan 5 Lehrkräften erhalten. Das Interesse der Kinder, wie jenes deren Eltern am Musikunterricht sei sehr rege und man könne heute schon sagen, dass eine solche Schule in Deutsch-Wagram gefehlt habe. Was die finanzielle Lage betreffe, so kann festgestellt werden, dass von den eingezahlten Schulgeldern die Gehälter der Lehrkräfte bezahlt
werden können. Es wird vielleicht sogar noch ein kleiner Überschuss bleiben, was nur von Vorteil sein könne.
Gfd. GR. Ing. Machalek erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass es in Hinkunft notwendig sein werde, dass die Musikschule genauso wie Haupt- u. Volksschule einen Haushaltsplan aufstellen und bei der Gemeinde einreichen müsse.
Bürgermeister Hübner stellt fest, dass er darüber schon mit Dir. Wally gesprochen habe und dieser selbstverständlich in diesem Sinne handeln werde. Zu regeln wäre nur noch die Entschädigung der Schulwarte für deren Mehrarbeit, welche durch den Musikunterricht verursacht
werde. Der Bürgermeister behält sich vor, in dieser Sache mit den beiden Schulwarten selbst zu verhandeln.
Nach Beendigung der interessanten Ausführungen des Herrn Dir. Wally dankt ihm der Bürgermeister bestens für seine bisherige Tätigkeit und gibt der Hoffnung Ausdruck, dass diese ein voller Erfolg im Interesse unserer Musikbegeisterten werden möge.
Die Musikschule hat trotz ihrer kurzen Lebensdauer schon einen beachtlichen Aufschwung genommen. Nachstehend die wichtigsten Daten und Angaben, welche beweisen, dass die Gründung dieser Schule tatsächlich von Wichtigkeit war. Der Unterricht wurde mit 1. Oktober 1962 begonnen und es nehmen bereits 97 Schüler an diesem teil. Alle 97 Schüler besuchen den Singunterricht. Diese Schüler gliedern sich auf: Deutsch-Wagram: 68 Schüler (38 Mädchen, 30 Knaben) Helmahof: 17 Schüler (10 Mädchen, 7 Knaben) Strasshof: 6 Schüler ( 3 Mädchen, 3 Knaben)
Aderklaa: 2 Schüler ( 0 Mädchen, 2 Knaben) Parbasdorf: 3 Schüler ( 3 Mädchen, 0 Knaben)
Auersthal: 1 Schüler ( 1 Mädchen, 0 Knaben)
An Lehrkräften wurden vorläufig 6 angestellt. Die Leitung der Schule hat Herr Hauptschuldirektor Karl Wally. An Inventar ist bereits ein Heinisch-Flügel, ein Petrof-Flügel, eine Geige vorhanden. Die rege Beteiligung unserer Kinder spricht eindeutig für die Notwendigkeit der Errichtung dieser Musikschule.
Es sei dem Leiter dieser Schule, Herrn Dir. Wally für seine besondere Mühe bestens gedankt.
1. Der Landesschulrat für Niederösterreich hat mit Erlass vom 30. September 1964, Zl. III 1905 / 2-64 die Musikschule der Marktgemeinde Deutsch-Wagram anerkannt und mit Erlass vom 20. November 1964, Zl. L.A. VIII / 1-424 / 6-1964 hat die NÖ. Landesregierung
der Musikschule für Unterrichtszwecke die Benützung
von je 2 Klassen der Volks- und Hauptschule gestattet.
2. Schülerzahl: 47 Knaben, 59 Mädchen u. 2 Erwachsene 108 Teilnehmer. Nicht berücksichtigt sind dabei 6 bis 8 Teilnehmer (schulmündig), die eine neu zu errichtende Kl. für Blasmusik besuchen wollen. Die Vorbereitungen für die Errichtung einer solchen Klasse sind im Gange.
3. Unterrichtsorganisation: Von 108 Teilnehmern besuchen 15 Einzel- und 93 Gruppenunterricht.
Die Leitung der Musikschule übernimmt Hauptschuldirektor in Ruhe, Karl Wally
Das jetzige Musikschulgebäude war ursprünglich der erste öffentliche Kindergarten und wurde 1929 in der Friedhofallee errichtet (heutige Musikschule). Der Kindergarten konnte wegen Geldmangels nicht eröffnet werden. Das Gebäude diente der Heimwehr von 1934 bis 1938 als Heim. Von März bis Juli 1938 war hier die Kreisleitung der NSDAP Floridsdorf Umgebung untergebracht. Anschließend führte die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) bis 1945 hier tatsächlich einen Kindergarten. Bei Kriegsende 1945 leitete Dr. Christen ein Lazarett im rechten Teil des Gebäudes, im linken Teil war die Gendarmerie untergebracht. 1951 bis 1955 befanden sich in diesem Gebäude einige Volksschulklassen Erst nach Abzug der Besatzungsmacht 1955 wurde das Kindergartengebäude seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben. Im Zuge der Revitalisierung im Jahre 1999 wurde das Gebäude unter den Bürgermeistern LAbg. Hans Muzik und Rudolf Melzer von Architekt DI Erich Amon zur Musikschule umgestaltet.